Debatte als Essenz der Demokratie
Die Kunst des Debattierens ist einer austarierten Demokratie wie der Schweiz eine seltene Fähigkeit. In einem Wahljahr ist die scharfe Debatte aber matchentscheidend. Das hat die FDP verstanden und ein Trainingslager für die KandidatInnen organisiert. Mit grossem Erfolg.
Fasziniert beobachten wir gerade die ritualisierte Zeremonie der Brexit-Debatte im englischen Unterhaus. Die Briten sind stolz auf ihre Culture of Debate, die in der Schule, an den Unis ausgiebig geübt wird. Nicht mit dem Zweihänder soll zugeschlagen sondern mit dem Florett gefochten werden. Die Argumente der Gegenseite werden in feine Stücke zerteilt und mit Genuss verspeist, so dass dem Kontrahenten nur ein leerer Teller und das Nachsehen bleiben.
Zwar besteht zwischen den Briten und Franzosen eine historisch begründete Rivalität. Wenn es aber um das hohe Ansehen des «débat» geht, sind sich die Gallier und Angelsachsen einig. Vor allem die philosophische Debatte ergötzt La Grande Nation. Wenn der – immer zum Scheitern verdammte – Staatspräsident königgleich seine Untertanen mit hochtrabenden Gedanken zu verführen sucht – was ihm bei der permanent revolutionären Haltung der Gesinnungs-Jakobiner nie gelingt – beweist das die Überlegenheit der französischen Kultur und Sprache.
Da haben wir tumben Eidgenossen es viel schwerer. Unser Dialekt ist eine sprachliche Krücke und unsere Debatten in einer fremden Sprache sind steif und hölzern. Wir kennen den Stolz auf die eloquente Debatte nicht, wir scheuen das Wortgefecht oder sehen es sogar als unnötig an. Wer sich einmal die langfädig verquasten Rededuelle in unseren Parlamenten angetan hat, wird sich mit Schaudern abwenden.
Dabei wäre die direkte Demokratie der beste Nährboden für engagierte, informierte, angeregt anregende Debatten. Aber es gibt Hoffnung! Die FDP organisierte vor den Wahlen ein Trainingscamp, in dem neben vielen anderen relevanten Themen auch die feine Klinge und die Regeln der Debatte geübt werden. CRK war dabei und mittendrin und hat seinen Beitrag geleistet, damit 2019 auch in der verbalen Wüste Helvetiens die Lust am Debattieren florieren wird.